Es muss nicht immer Gans sein

Was gibt es denn bei Dir am Heiligen Abend zu essen? In manchen Familien sind ja Würstchen mit Kartoffelsalat Tradition. Oder Karpfen mit Kartoffelsalat. In meiner Kindheit gab es erst große Aufregung, weil wir Kinder nicht ins Wohnzimmer durften, denn der Baum wurde von den Eltern geschmückt und sollte eine Überraschung werden (er sah jedes Jahr gleich aus). Dann kam die Bescherung, der sich ein 3-Gänge-Menü anschloss, eine sündige Völlerei. Denn um 23:00 Uhr wankten wir alle schlaftrunken und mit gefüllten Bäuchen in die Christmette. So war es viele Jahre „Familientradition“. Heute erlebe ich das ganz anders. Ich beschreibe mal, wie wir den Heiligen Abend wahrscheinlich feiern.

Warum wahrscheinlich? Seit jeher haben wir am Heiligen Abend Gäste, entweder die eigene Familie oder Freunde, die auch nicht immer mit den zufällig Anverwandten feiern (wollen) oder keine Verwandten mehr haben. In diesem Jahr steigt die Party bei uns im Haus. Sherry, Port, „Sektchen“ oder was immer auch den Startpunkt setzt, wird in meiner Wohnung eingenommen.

Zur Vorspeise wandern wir dann zu meinen Nachbarn auf gleicher Ebene. Vermutlich gibt es einen wunderbaren Feldsalat mit Wildkräutern und kleinen feinen Leckereien: z. B. mit chèvre chaud und Walnüssen oder feinen Filetstreifen vom Taunushirsch und  gerösteten Sonnenblumen-Körnern. Dazu wird höchstwahrscheinlich ein Riesling vom Kloster Eberbach, gerne einer aus der Lage Gehrn oder Baiken, gereicht.

Nun kommt der Hauptgang, zu dem wir in den ersten Stock wandeln. Und jetzt bekommt „wahrscheinlich“ eine besondere Note. Wir „Alten“ sagen nie „Nein“ zu einem guten Stück Fleisch. Aber es sind ja auch „Junge“ dabei, die einen völlig anderen Geschmack entwickelt haben. Meine Tochter kam mit dem freundlichen Vorschlag, wir könnten doch wieder ein vegetarisches Weihnachtsmenü zelebrieren. Waaaas??? Kein Fleisch am Heiligen Abend? Was haben wir als Eltern nur falsch gemacht?

Als meine Tochter sich vor 4 Jahren entschloss, weitgehend vegetarisch zu leben, entschieden wir uns, das Wagnis vegetarischer Weihnachten einzugehen. So schlecht war der saftige Nussbraten gar nicht1. Und Süßkartoffelpüree (mit einem geträufelten Faden Trüffelöl darüber) gönne ich mir auch mal an anderen Tagen. Da die beiden befreundeten „Kinder“ (meins und das meiner Freundin im 1. Stock, beide über 25 Jahre alt…) sich gerade vegetarische Rezepte überlegen, haben meine Freundin und ich schon einige Gedanken zu einem möglichen „Fleischgang“ ausgetauscht. Ich habe da zum Beispiel ein Poulet basquaise2 im Auge, das sofort Pawlow’sche Reaktionen bei mir auslöst, wenn ich daran denke. Die Internetseite Französisch Kochen von Aurélie Bastian ist übrigens sehr zu empfehlen, wenn Du mehr französische Rezepte ausprobieren möchtest. Ich bin gespannt, welche Vorschläge sich durchsetzen.

Der Nachtisch wird dann wieder bei mir eingenommen, Wir pilgern also alle wieder in meine Wohnung. Vielleicht gibt es die Siebeck’sche Zitronencreme von 1997, aber in „lecker“. Heute weiß ich, dass bei mehr als einem halben Dutzend Zitrusfrüchten 75 Gramm Zucker einfach nicht ausreichen, um sie genießbar zu machen. Für die Creme für 4 Personen brauchst Du 2 Zitronen, 6 Limetten, 2 EL Speisestärke, 2 Eier (L), 275 gr. Zucker. Die Zubereitung ist einfach: Eigelbe und Zucker geduldig mit dem Schneebesen bearbeiten, bis eine Creme entsteht. Das Stärkemehl einfüllen und auch unterschlagen. Dann kommt der erwärmte Zitronen- und Limettensaft dazu. Nun die ganze Creme erwärmen und einmal aufkochen lassen, vom Ofen nehmen und etwas auskühlen lassen. Dann rührst Du das steif geschlagene Eiweiß unter und füllst die Creme in Portionsschälchen. Sie soll dann ein paar Stunden kühlen.

Und als krönender Höhepunkt des Abends haben wir schon seit 6 Jahren den Brauch entwickelt, bis tief in die Nacht meinen gehaltvollen Schwedischen Weihnachtspunsch3 zu schlürfen. Und dazu gibt es Stollen und eine Mischung Weihnachtsplätzchen.

Ich freue mich auf die Party. Was immer wir essen, es wird ein frohes Fest. Das wünsche ich Dir auch.

1 https://www.lecker.de/saftiger-nussbraten-mit-suesskartoffelpueree-66761.html
2https://www.franzoesischkochen.de/poulet-basquaise-baskisches-huhn/
3 https://www.chefkoch.de/rezepte/31971008696340/Schwedischer-Weihnachtspunsch.html

Bildquellen

Autor: hfi

Hallo, ich bin Heike Fillhardt, der hfi.harlekin aus dem Rheingau. Ich leite und begleite seit Anfang der 90er Jahre Veränderungsprozesse in internationalen Unternehmen im Rahmen von Reorganisationen, Fusionen und Leitbildumsetzungen. Dabei vertraue ich auf die Kraft der Gruppe und arbeite nach dem Grundsatz: es gibt immer eine Lösung, egal wie lange es dauert. Viele Führungskräfte empfinden sich als „lonesome hero“ – ein Bild, das sich – wem auch immer sei Dank – endlich auch in Deutschland zu verändern scheint. Und ich freue mich über jedes Projekt im Rahmen von Agilität. Neben Erfahrungen aus dem klassischen Projekt- und Changemanagement bringe ich auch breites systemisches Methodenwissen ein. Ich bin Scrum-Master und Leadership Agility Coach. Erkenntnisse aus meinen verschiedenen physio- und psychologischen Ausbildungen fließen ebenso in mein Wirken ein wie meine Erfahrung als Dozentin und Mutter. Ich wirkte 14 Jahre als Managementberaterin, Coach und Trainerin in verschiedenen Unternehmen. Seit 2007 bin ich selbständige Beraterin mit eigener Coachingpraxis. Seit 2012 bin ich Kung-Fu-Schülerin. Und im Laufe der Jahre flossen immer mehr Körperübungen in meine Workshops und Trainings ein. Denn nur wer sich bewegt, ist auch langfristig erfolgreich. Meine Kunden schätzen vor allem das Umsetzen der theoretischen Themen in Spiel und Körperübungen, meine systemische Sicht auf das ganze Feld, das schnelle Einstellen auf situative Bedürfnisse, meine klare und wertschätzende Sprache und die konsequente Zielverfolgung.

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