Was hat CORONA mit Klopapier zu tun? – der Versuch einer Anal-yse (Teil 1)

Anfänglich war ich nur amüsiert, die erste Phase der CORONA-Pandemie war schon irgendwie seltsam. Auf der Suche nach relevanter Information zu dieser gefährlichen Pandemie, oder je nach Anschauung, einer Art neuer Grippe, stolperte ich immer wieder über die unfreiwillig komischen Beiträge zum Klopapier-Hamstern. Berichte zu Schlägereien in Supermärkten, Klopapier-Dieben in Krankenhäusern und Familientragödien mit (meist aber ohne) Toilettenpapier waren an der Tagesordnung.

Amerikaner, Australier und einige andere Nationen teilten sich die neue Vorliebe, ihr trautes Heim mit Klopapier-Rollen aufzupeppen. Gut, die Franzosen haben nebenbei auch größere Mengen Rotwein eingekauft und die Niederländer erlebten einen zusätzlichen Run auf ihre Coffeeshops – natürlich nur um vor deren Schließung noch schnell die Vorräte an Appeltaart und Poffertjes aufzustocken.

Aber eigentlich war damals das Hamster-Thema für mich noch nicht wirklich interessant. Ich musste mich mit Lock-Down, Kurzarbeit und Maskenpflicht beschäftigten, Berichte über Klopapier-Hamstern entlockten mir gerade noch ein flüchtiges Grinsen. Denn wir wurden mit immer neuen Verordnungen, Verhaltensregeln und zusätzlich mit komplett durchgeknallten Verschwörungstheorien zu Corona geflutet, zur Erinnerung eine kleine Auswahl:

Bill Gates hat das CORONA-Virus „erfunden“ (oder im Labor erschaffen) und will mit Zwangsimpfungen Mikrochips einpflanzen lassen, um so die Weltherrschaft zu übernehmen. (Das Smartphone und Facebook wollen die Anhänger dieser Theorie allerdings nicht abschalten.)

Das neue Funknetz und 5G-Sendemasten sind für die Verbreitung des CORONA-Virus verantwortlich. In Großbritannien wurde vorsichtshalber gleich unter mehreren Masten Feuer gelegt.

CORONA soll eine neue Weltordnung schaffen! Nun vielleicht, die Erleuchteten aus der QAnon-Bewegung sind aber auch überzeugt, das Hollywoodschauspieler, Politiker und das Kinderhilfswerk UNICEF einem internationalen Kinderhändlerring bilden, der Kinder entführt, zur Prostitution zwingt und sexuell ausbeutet.

So viele krude Phantasien und so viele Klugscheißer in kurzer Zeit, ich war beeindruckt. Dabei hatte ich immer noch nicht verstanden, wie ein „Hamster“ von Corona auf Klopapier kommt, dann losrennt und ganze Supermärkte leerkauft?

Quasi als Ersatz entstand nebenbei in meinem Kopf das erste Bild eines modernen CORONA- Klugscheißers. Der Begriff wird ja üblicherweise im Sinne von Besserwisser verwendet (mit einem Schwerpunkt auf „klug“, dem ersten Teil des Wortes). Mein Kopfkino bezog sich aber mehr auf den hinteren Teil des Wortes. Zu diesem Zeitpunkt schlich sich bei „Hamster mit Klopapier“ erstmalig ein breites Lächeln auf mein Gesicht.

Bei Covid-19 sollte der Spaß zwar aufhören, trotzdem wurden immer mehr irritierende Geschichten zu weiteren CORONA-Klugscheißern berichtet. Mehrere Äußerungen des Bundes-Hamsters der USA fallen darunter. Bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus ermunterte der US-Präsident Forscher unter anderem dazu, Möglichkeiten zu prüfen, Menschen direkt Desinfektionsmittel zu spritzen. Außerdem sinnierte er laut über Optionen, starkes Licht „in den Körper“ zu bringen, um CORONA-Infektionen zu behandeln.

In der Türkei wurde nach einer Empfehlung des türkischen Gesundheitsministers hingegen nur „Kölnisch Wasser“ (türk. Kolonya) knapp. Er hatte „Kolonya“ als Alternative zu Desinfektionsmitteln empfohlen. Und in den Dönerbuden mischte sich der Geruch von Knoblauch mit Kölnisch Wasser, was für ein Duft!? Die Chance für Patrick Süskind und eine Fortsetzung von „Das Parfum“.

Doch wer sich über diese Metamorphose des Begriffs Klugscheißer wundert, erkennt die Zusammenhänge (noch) nicht. Ich sammelte Geschichten und begann meine Anal-yse und Interpretation der verschiedenen Ausprägungen eines Klugscheißers. Mit der weiteren Lektüre gebe ich aber nur noch Hinweise und überlasse es dem geneigten Leser, seine eigenen Klugscheißer zu finden. Schönheit entsteht im Auge des Betrachters – ein richtiger Klugscheißer anscheinend auch.

(Teil 2 dieses Beitrags erscheint am kommenden Freitag, dem 16. Oktober.)

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