Warum mach ich das hier eigentlich?

Warum setze ich mich immer wieder hin und schreibe Artikel? Was ist der Sinn? Ich könnte stattdessen Golf spielen, mit dem Hund raus, Kochen oder Motorrad fahren. Absichtlich habe ich für den Vergleich nur Aktivitäten gewählt, die ich auch gerne mache. Nicht so was wie Fenster putzen, Kunden hinterher telefonieren oder sich mit Versicherungen rumstreiten. Also warum? Ok, da sind viele nette Menschen, die ich schon lange kenne und das macht Spass mit denen. Man entwickelt sich auch weiter  in Schreibstil, Ausdrucksweise, Treffsicherheit und so (gemeint sind hier die Pointen, nicht die Annäherungsschläge). Nur deswegen? Hey – die Alternativen sind oben genannt und das sind richtig gute. Also warum? Wahrscheinlich ist das bereits allen schon immer klar gewesen, bloss mir nicht. Ich kann schon die mitleidigen Kommentare vom nächsten Harlekin-Meeting an die Tür klopfen hören.

Was hat mich jetzt endlich drauf gebracht? Mal wieder eine an Unvermögen kaum zu übertreffende Begegnung mit dem grossen Buchhändler, dessen Namen nicht genannt werden darf. Dabei geht es gar nicht um den Vorgang an sich, sondern darum, dass dieser der Quell der Erkenntnis war. Um zu verstehen warum, muss derselbige aber in den Grundzügen erklärt werden. Nee, doch nicht. Will ich auch gar nicht. –  Na gut, überredet!

Letztendlich hat der grosse Buchhändler Bockmist gebaut: Zuerst schriftlich etwas zugesichert, dann wiederrufen, dann so getan, als hätte es die schriftliche Zusage nie gegeben, dann uns als Buchautoren die Schuld zugesprochen und uns last but not least wissen lassen, dass man sich jetzt damit nicht mehr befassen wolle. Dies hat nun mich veranlasst, ein E-Mail zu verfassen, die meinen Autorenkollegen Bernie wiederum zu der Bemerkung bewegte: «So kannst Du das nicht abschicken». Es sei zu persönlich und zu süffisant, womit er im Kern völlig Recht hatte, denn das sollte ja genau so sein. Nichts desto weniger konnte er mich davon überzeugen, das E-Mail nicht abzuschicken, was nicht so schwierig war, denn seine Idee war viel besser. Aber darum geht es ja gar nicht, sondern darum, dass mir das Gespräch mit Bernie klar gemacht hat, warum ich auch das tue. Also warum setzte ich mich hin und feile mehr als eine Stunde an einem E-Mail an eine Person namens Brigitte, die so viel Aufmerksamkeit von meiner Seite in keiner Weise verdient?

Ja, ich weiss. Euch allen war das schon lange klar. Wahrscheinlich ist darüber auch schon x-fach diskutiert worden, als ich nicht dabei war, oder noch schlimmer, woran ich mich nicht mehr erinnern kann. Es ist so trivial, dass ich kaum wage es auszuschreiben, ja ich überlege gerade sogar, es dabei zu belassen und diese Selbstverständlichkeit gar nicht zu benennen, aber dann stellte sich die Frage, wozu der ganze Text bisher? Ein psychologisches Experiment, um zu testen, wie lange jemand liest, ohne den Kracher am Schluss?  Ein godotesker Text sozusagen?

Nichts dergleichen. Es ist einfach so offensichtlich und ich habe es bis dato nicht benennen, auf den Punkt bringen können: Humor ist eine Bewältigungsstrategie. Da mach ich mich seit Jahren über ‘Resilienzstrategien’ lustig, wettere gegen die Unvollständigkeit dieser Idee zur Bewältigung von Unsicherheit und wende selber eine an. Ok – unbewusst, aber das macht es nicht weniger peinlich. Schande über mich.

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Autor: rge

Hallo, ich bin Rüdiger Geist, der rge.harlekin vom Zürichsee. Als Politikwissenschaftler verlor ich sehr schnell den Glauben an Rationalität und den homo oeconomicus. Also suchte ich mir was Handfesteres und Logischeres: die Informatik. Feste Regeln, unmittelbares Feedback vom Compiler und nicht viel mit Menschen zu tun haben. Ihr erahnt es schon, es kam ganz anders. Schnell wurde ich zum Projektleiter ernannt, hörte sich auch toll an, wusste aber nicht so genau was das eigentlich ist. So nach etwa drei Jahrzehnten im Umfeld von Projekten meine ich nun zu wissen worum es da geht und so trage ich nun meine Erkenntnisse seit 2005 mittels eigenem Unternehmen in die Welt hinaus, ja sogar in die EU. Es gibt so viele schöne Zitate, die die unterschiedlichsten Facetten des Projektmanagements beschreiben und ich nutze sie gerne. Aber das beste stammt natürlich von mir selbst: Der Zweck des Projektmanagement ist «no surprises».

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