Sich von der Liebe leiten lassen….?

Das Buch ist schon seit ein paar Jahren auf dem Markt, aber gerade vor kurzem habe ich in einem Seminar für Führungskräfte zu agilen Prinzipien daraus zitiert, und zwar eine pessimistische Botschaft: „Seit Jahrhunderten sind viele Bücher über die Liebe erschienen. Aber trotzdem gelingt es uns nicht, der Liebe mehr Raum in uns und in den Menschen zu geben. Grundlage für einen bereichernden Dialog in der Gruppe.

Ein Blick auf das Autorentrio lässt den Verdacht zu, dass es hier nicht um das „Verliebtsein“ geht oder um Partnerschaft oder andere Formen von Liebesrealität. Vielmehr verfolgen die drei aus ihrer  jeweils individuell geprägten Sicht, dass Liebe die Grundlage für unsere kulturhistorische Geschichte ist. In der Buchbeschreibung ist zu lesen:

„… Sie ist der Grund unseres Seins. Das Buch zeigt aus neurobiologischer, philosophisch-theologischer und kulturgeschichtlicher Perspektive dass und inwiefern die wichtigsten sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Innovationen der Menschheitsgeschichte aus einer menschlichen Motivation geschahen, welche dem letztlichen Grund aller großen Kulturen, Religionen und Philosophien – „Gott ist Liebe“ – entspricht. Und dass daher durchaus Hoffnung besteht, dass die Menschheit in der Lage ist, auch ihre gegenwärtigen globalen Entwicklungsprobleme in diesem Sinne zu lösen.“

Zu den Autoren:

Gerald Hüther leitet die Abteilung für Neurobiologische Grundlagenforschung an der Psychiatrischen Klinik der Universität Göttingen und die Zentralstelle für Neurobiologische Präventionsforschung der Universitäten Göttingen und Mannheim/Heidelberg.

Maik Hosang, ein deutscher Philosoph, Zukunftsforscher und Sozialökologe,  hat gemeinsam mit Gerald Hüther bereits den Bestseller „Freiheit ist ein Kind der Liebe – Liebe ist in Kind der Freiheit“ geschrieben. In diesem Buch wird untersucht, wie die Phänomene „Verbundenheit“ und „Unabhängigkeit“ miteinander korrespondieren.

Und Anselm Grün, der Mönch aus der Benediktinerabtei Münsterschwarzach und Coach vieler Führungskräfte, bringt als Autor und Begleiter Spiritualität, Religion und Business miteinander in Beziehung.

Die Autoren beschreiben, wie sich aus ihrer individuellen Sicht das Leben auf der Erde entwickelt hat und welche Rolle Verbundenheit, Liebe, Freiheit und Gott/Spiritualität in diesem Zusammenhang gespielt haben. Hüther sagt z. B., dass wir uns ohne die Liebe nie hätten entwickeln können. Ich kann mich nicht mit allen Thesen und Bildern identifizieren, gerade die von Anselm Grün machen mir Schwierigkeiten. Aber grundsätzlich erinnert das Buch an  die „größte aller Tugenden“.  

Doch warum bespreche ich ein Buch über Liebe in diesem Blog? Und warum zitiere ich in einem Seminar daraus? Haben Liebe und Business überhaupt etwas miteinander zu tun? Ich höre schon die Gedankenblasen mancher Leser:innen: Herrje, erst schreibt sie über Vögel, jetzt kommt sie uns auch noch mit Liebe! Stimmt, auf den ersten Blick gehört Liebe nicht ins knallharte Business. Vielleicht ist es noch zulässig, wenn ich im Seminar von Selbstliebe spreche. Aber sonst? Hm, eher nicht. Es sei denn, ich denke an die Weihnachtsfeiern eines früheren Arbeitgebers, wo es schon mal hoch herging…

Und doch: Wenn wir wertschätzend, mit Achtung und auf Augenhöhe miteinander arbeiten, die beste, kreative Idee durch ein möglichst divergentes Team entwickeln, langfristigste Konflikte klären und Menschen sich frei entwickeln, dann geht all das nicht, ohne dass Liebe im Spiel ist. Laut den Autoren sollte jede ko-kreative Beziehung danach streben, dass alle Beteiligten ihr ganz persönliches Potenzial entwickeln können. Sich respektiert und gesehen zu fühlen, ist die Grundlage von Angstlosigkeit und Freiheit, die Grundlage wiederum für Potenzialentfaltung.

Liebe wird in vielfältigen Formen gelebt. Aber auf die Geschäftswelt bezogen, frage ich: Was ist Liebe anderes, als mich selbst und die Menschen um mich herum wirklich zu sehen und mir selbst und den anderen mit liebevoller Haltung zu begegnen? Um Liebe zu leben, muss ich mich und meine Mitmenschen und Umgebung beobachten. Liebe beginnt mit Wahrnehmen, für wahr nehmen. Wie beobachtest Du? Schaltet sich der innere „Bewerter“ in Deinem Kopf sofort ein, der manchmal sehr schnell entscheidet, ob etwas gut oder schlecht ist? Oder kannst Du ganz unvoreingenommen beobachten und beschreiben, ohne direkt zu interpretieren?

Im Buch heißt es, sich von der Liebe leiten zu lassen, braucht Mut, Stärke und Weichheit zugleich. Wir haben viele Diplome und Erfahrungen gesammelt und sind doch auf dem Gebiet von Liebe und Nähe im Anfängerstatus stecken geblieben.

Woran könnte ich bei Dir erkennen, dass Du Dich in Deinem Leben, egal ob privat oder beruflich, von der Liebe leiten lässt?  

Bildquellen

Autor: hfi

Hallo, ich bin Heike Fillhardt, der hfi.harlekin aus dem Rheingau. Ich leite und begleite seit Anfang der 90er Jahre Veränderungsprozesse in internationalen Unternehmen im Rahmen von Reorganisationen, Fusionen und Leitbildumsetzungen. Dabei vertraue ich auf die Kraft der Gruppe und arbeite nach dem Grundsatz: es gibt immer eine Lösung, egal wie lange es dauert. Viele Führungskräfte empfinden sich als „lonesome hero“ – ein Bild, das sich – wem auch immer sei Dank – endlich auch in Deutschland zu verändern scheint. Und ich freue mich über jedes Projekt im Rahmen von Agilität. Neben Erfahrungen aus dem klassischen Projekt- und Changemanagement bringe ich auch breites systemisches Methodenwissen ein. Ich bin Scrum-Master und Leadership Agility Coach. Erkenntnisse aus meinen verschiedenen physio- und psychologischen Ausbildungen fließen ebenso in mein Wirken ein wie meine Erfahrung als Dozentin und Mutter. Ich wirkte 14 Jahre als Managementberaterin, Coach und Trainerin in verschiedenen Unternehmen. Seit 2007 bin ich selbständige Beraterin mit eigener Coachingpraxis. Seit 2012 bin ich Kung-Fu-Schülerin. Und im Laufe der Jahre flossen immer mehr Körperübungen in meine Workshops und Trainings ein. Denn nur wer sich bewegt, ist auch langfristig erfolgreich. Meine Kunden schätzen vor allem das Umsetzen der theoretischen Themen in Spiel und Körperübungen, meine systemische Sicht auf das ganze Feld, das schnelle Einstellen auf situative Bedürfnisse, meine klare und wertschätzende Sprache und die konsequente Zielverfolgung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert