Seine Rede, ihre Reaktion und ich

Vor kurzem hielt Donald Trump eine Rede vor der UNO. Anschließend baut ein Newsbeitrag einen Vergleich auf („Gorilla im Schimpansengehege“), den ich bemerkenswert finde und der mich nicht so richtig losgelassen hat. Ich will hier nicht über den POTUS urteilen (da gibt es schon genug Menschen, die das tun), aber über die Reaktionen sprechen und woran sie mich im Kontext Projekte erinnern. Da stellt sich also jemand hin, schwingt seine Rede und wird ausgelacht. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Der vermutlich mächtigste Mann der Welt wird vor versammelter Mannschaft öffentlich ausgelacht. Trotzdem bleiben alle sitzen und hören sich die ganze Rede an.

Mich lies diese Situation nicht los, weil ich sie so ähnlich auch schon mehrfach in IT-Projekten erlebt habe (und das ist ja eigentlich unser Metier hier – nicht die Politik der USA oder UNO). Da gibt es also Menschen in Unternehmen, die ganz offenkundig Projekte torpedieren, aber gleichzeitig auch sagen, dass die Projekte ja wertvoll und richtig sind (ok – hier hinkt der Vergleich zu Trump etwas 😉). Wie soll man mit diesen Menschen jetzt umgehen, wenn man am Erfolg des Projekts interessiert ist?

Demütigen? Hm, das vergrößert die Gräben nur noch und dürfte kaum zu einer tragfähigen Lösung für die ganze Gruppe führen. Isolieren und meiden? Nun, das lässt das bisherige Alpha-Tier weiterhin zumindest zum Teil in seiner Rolle. Aus meiner Sicht führt das sogar zu noch mehr Silodenken, weil dann jeder sein „eigenes Ding macht“. Mittels Argumentation überzeugen? Zwecklos, denn Argumentation hilft nicht, wenn man längst auf einer anderen Ebene der Kommunikation angelangt ist (in der Regel auf der Gefühlsebene).

Vielleicht gibt es andere Möglichkeiten, dazu machen wir noch einen kurzen Abstecher in die Zoologie zu unseren „allernächsten Verwandten“. In diesem Kontext fällt mir ein Buch ein, dass ich gerade lese: „Eine kurze Geschichte der Menschheit“. Dort wird zum Beispiel geschildert, wie sich Alpha-Männchen in einer Gruppe von Schimpansen herauskristallisieren. Entgegen der landläufigen Meinung ist es eben nicht der Stärkste, sondern der, der ein größeres und stabiles Unterstützernetzwerk hat. Wendet man dieses Prinzip jetzt auf Projekte an, so gilt es eben auch dort, Unterstützer zu finden. Wenn es also keinen einzelnen stärkeren Partner gibt, den man sich suchen kann, vielleicht ist die Gruppe als Ganzes stärker als die Meinung eines Einzelnen? Das ist zwar gewiss kein Patentrezept, aber ich finde es besser als demütigen oder isolieren.

Man kann diesen Aspekt sicher noch weiter ausbauen und hinterfragen, z.B.: Wie finde ich genügend Unterstützer? Wie sorge ich dann für eine stabiles Netzwerk? Was mache ich zwischenzeitlich mit dem Gorilla? Vielleicht habt Ihr ja auch schon mal solche Erfahrungen gemacht und möchtet diese teilen – ich freue mich jedenfalls, wenn Ihr dazu auch was in den Kommentaren hinterlasst…

Bildquellen

  • Gorilla: Bildrechte beim Autor

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