Projektmanagement: klassisch-agil-hybrid? Was denn, wann denn…

„Wer das erste Knopfloch verfehlt,

kommt mit dem Zuknöpfen nicht zu Rande.“

(J.W. von Goethe)

 

Vor wenigen Wochen traf ich mich mit einem vertrauten Weggefährten. Uns beide verbindet eine langjährige Erfahrung im Management von Projekten. Schnell waren wir beim aktuellen Thema. Er erzählte von seiner Übernahme einer Projektleitung bei einem neuen Kunden. Die Vorstellungen von dem zu erstellenden Produkt waren noch recht schwammig, doch war absehbar, dass es neuartig ist und viele Stakeholder-Interessen unter einen Hut zu bringen sind. Und wie nicht anders zu erwarten, sollte das Produkt schnellstmöglich und vor einem Produkt der Konkurrenz auf den Markt kommen.

 

Die wichtigste Entscheidung, vor der er nun stand, betraf die Vorgehensweise, das passende Prozessmodell. Die Geschäftsführung erwartete von ihm, dass er nach dem unternehmensinternen Projektmanagement-Handbuch vorgehen sollte. Dieses basierte allerdings auf dem Wasserfall-Modell. Genau das schien meinem Freund allerdings nicht die passende Wahl zu sein. Wir erörterten alternative Vorgehensweisen, z.B. Scrum. Doch die Organisation hat wohl nur erste zaghafte Schritte mit agilen Vorgehensweisen hinter sich, meinte mein Freund. Je mehr wir uns über die Situation im Projektvorfeld unterhalten hatten, desto überzeugter waren wir, dass eine agile Vorgehensweise das einzig zielführende war. „Was meinst du, wie könnte ich den Auftraggeber davon überzeugen, statt nach dem PM-Handbuch nach einem agilen Rahmenwerk vorzugehen?“ fragte er mich.

 

„Ja, wenn das einzige Werkzeug ein Hammer ist, dann ist jedes Problem ein Nagel. Metaphern sind ein guter Gesprächseinstieg. Verführe den Auftraggeber, rückwärts zu denken. Er wird an der Lösung des Problems, d.h. am Erfolg des Projektes interessiert sein. Veranschauliche die kritischsten Eigenschaften des Projektes. Es sind dies Unsicherheiten bzgl. der Neuartigkeit des Produkts und der Unsicherheit der technologischen Entwicklungsumgebung, das Ausmaß an Komplexität und die Bedeutung der zeitlichen Dimension. Diese vier Dimensionen haben Shanhar und Dvir in einer Grafik visualisiert und nennen sie das NTCP-Modell.

Ihr könnt die Bewertung dieser Dimensionen unabhängig voneinander in dieser Grafik darstellen. Alleine die anschließende Diskussion über eure unterschiedlichen Bewertungen könnten sehr aufschlussreich sein und führen meistens auch zu einer gemeinsam geteilten Einschätzung über die passende Vorgehensweise. Je kleiner der Diamant ist, desto eher würde ich das Wasserfall-Modell wählen und je größer er ist, eher agile Vorgehensweisen. Mit der Größe des Diamanten wächst die Unsicherheit und auch das Risiko. Und für dessen Reduzierung ist agiles Vorgehen die beste Medizin.“

„Probiere es einfach aus“, empfahl ich ihm. „Mehr über dieses Modell kannst du im Internet erfahren.“

Als wir kürzlich miteinander telefonierten erzählte er mir, dass er die richtige Person für die Rolle des Scrum Master gefunden hatte.

„Also wirst du nach Scrum vorgehen,“ stellte ich fest. „Ja, doch den Geschäftsführer davon zu überzeugen, war eine harte Nuss trotz deines hilfreichen Tipps. Aber das ist Stoff für unser nächstes Treffen.“

 

Fortsetzung folgt

Bildquellen

  • Harlekin3-klein: Bildrechte beim Autor
  • PUE: Shenhar, Aaron J., Dvir, Dov (2007)Reinventing Project Management: The Diamond Approach to Successful Growth & Innovation

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