Profit Center – die „Puppe in der Puppe“? (Teil 2)

(Hier geht es zu Teil 1: https://harlekin.blog/profit-center-die-puppe-in-der-puppe#more-2057.)

Ich kann nicht alle Probleme aufzählen, die bei der Einführung einer Profit-Center Organisation auftreten können, für den interessierten Leser hier aber ein Beispiel zu den versteckten Tücken dieses Systems. Das Ganze verpackt in eine simple Frage:

Ist ein Profit-Center Leiter, der aufgrund eines „erheblichen“ internen Verrechnungspreises für die Nutzung eines Besprechungsraums der „internen Immobilienverwaltung“ auf einen günstigen externen Besprechungsraum für das geplante Meeting setzt …

a. … dumm, weil er nicht realisiert, dass dies zu unnötigen Zahlungen des Gesamtunternehmens an einen Dritten führt und damit die Liquiditätssituation des Konzerns schwächt, während gleichzeitig der interne Besprechungsraum leer steht oder …

b. … clever, weil er damit sein eigenes Profit-Center Ergebnis, welches ja nicht zwischen interner Verrechnung und externen Kosten unterscheidet, verbessert oder…

c. … unternehmerisch, weil er durch seine Handlung dem Profit-Center Immobilienverwaltung demonstriert, dass deren Preise nicht marktadäquat sind?

Die ausschlaggebende Basis zur Beantwortung dieser Frage ist nur die jeweilige Rolle bzw. Perspektive des Betrachters. Einmal das vereinbarte Ziel des Profit-Center Leiters (Optimierung der PC-Ergebnisse), das andere Mal verschiedene Blickwinkel aus dem Konzern. All dies wurde in der Realität meist vorab entschieden, über Zielvereinbarungen und den variablen Gehaltsanteil. Die Lernkurve nimmt ihren Lauf.

Bei solchen Fragen und näherem Hinsehen entpuppt sich das vermeintlich simple und motivierende Profit Center Konzept als gar nicht so einfach umsetzbar. Viele der immer wieder aufgeführten Vorteile bedürfen in der Praxis einer Relativierung und permanenten Justierung auf höchster Ebene. Denn viele der heutigen Profit-Center in den Unternehmen sind eher gut gemeinte Worthülsen, da sie weder über die notwendige Autonomie noch über eine realistische Möglichkeit zur selbständigen Ergebnisgestaltung verfügen. Auch hier lernt man schnell dazu.

Nach Umwandlung einer ehemaligen Kostenstelle und dem motivierenden Schulterklopfen durch das Top-Management mit dem Appell, zukünftig wie ein echter Unternehmer zu handeln, folgt zeitnah die Ernüchterung des soeben gekürten Jung-Unternehmers. Intern ist er zu teuer und extern ohne eigenen Vertrieb nicht sichtbar, Mitarbeiter dürfen nicht ausgetauscht werden, ein Auszug aus dem Gebäude ist nicht möglich und auch bei den völlig überteuerten Konzerndienstleistungen gibt es kaum Möglichkeiten, auf externe Anbieter auszuweichen. Was bleibt in diesem Fall noch an unternehmerischer Freiheit?

Ja, auch das Profit-Center ist nicht die finale Lösung aller Organisationsprobleme, überall Unzulänglichkeiten und Probleme. Doch im Vergleich mit anderen Organisationsformen ist es schlicht das kleinere Übel. Die isolierte, unabgestimmte Schaffung von Profit-Centern durch den Finanzbereich wird immer den Überlebensinstinkt der PC‘s und dem jeweiligen Business angepasste Egoismen wecken. Das kann gewollt sein, ist aber ein Spiel mit dem Feuer.

Wesentlich erfolgversprechender sind koordinierte Aktionen zusammen mit dem Personalbereich und einer zentralen Organisationsentwicklung auf der Konzernebene. Das Fundament einer erfolgreichen Profit-Center Organisation muss dabei über eine gemeinsame, identitätsstiftende Unternehmenskultur gebildet werden. Ausrichtung eines nennenswerten Teils der Bonusregelungen auf das Ergebnis des Gesamtkonzern, übergreifende Trainingsprogramme, Personalrotationen und insbesondere das Vorleben einer Einheit durch das Konzern-Management sind der Schlüssel zum Erfolg mit/in einer Profit-Center Organisation. Ohne aktive Unterstützung auf der Konzernebene wird mit PC‘s immer wieder die Entwicklung einer Matrjoschka-Organisation initiiert.

Die „Matrjoschka“ haben wir Ihnen ja bereits mit unseren Illustrationen vorgestellt. Und eine Matrjoschka -Organisation? Das sind halbherzige Profit-Center, formal unternehmerisch – aber doch irgendwie gefangen, halt wie die Puppe in der Puppe.

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