Product Placement bei den Influencern – Wie funktioniert das?

Aufgrund der derzeitigen Diskussionen über TikTok und dessen Möglichkeiten zum Missbrauch für Spionagezwecke gibt es im Fernsehen zahlreiche Gespräche mit TikTok-Fans zu sehen. Und meine Generation sollte sich über die Verzweiflung der jungen Leute bei dem Gedanken an einen möglichen TikTok-Stop nicht lustig machen. Viele meiner Altersgenossen hätten früher ähnlich empfunden, hätte man ihnen die „Bravo“ wegnehmen wollen.

Ich hatte TikTok zunächst kennengelernt als Plattform für Tanzfilmchen  – und war beeindruckt von all den „hippen“ Grundschullehrer:innen, die  gemeinsam mit ihren Schulklassen mit coolen Moves im Klassenzimmer herumtanzen. In den letzten Jahren hat sich das Repertoire von TikTok aber anscheinend erweitert. Zum Beispiel sah ich gestern in einer Nachrichtensendung  im niederländischen Fernsehen ein Interview mit einer Hobbyköchin, die auf TikTok Kochfilme zeigt. (Die Sorte Filme, in denen ein Mensch eine Gurke schneidet, während er erklärt, dass er gerade eine Gurke schneidet.) Die junge Frau erzählte, sie habe 229.000 Follower auf TikTok und „verdiene sogar ein bisschen Geld damit“.

Wenn ich das höre oder lese, frage ich mich immer: Wie funktioniert das? Ich stelle mir vor, dass die gurkenschneidende Dame, wenn sie die 200.000- Follower-Grenze überschritten hat, von einem – sagen wir mal – Salatsaucen-Hersteller angeschrieben wird. Und der – oder besser gesagt jemand aus seiner Marketing-Abteilung – sagt dann: „Dies ist der Deal: Wenn Du bei Deinen Filmen unsere Salatsaucen-Flasche ins Bild setzt und die Sauce bei deinem Menü gebrauchst (und den Geschmack entsprechend lobst) bekommst Du von uns XXXXX.“ Und falls es wirklich so funktioniert, wie kommt es dann bei ihrem Publikum an, dass sie dauernd wieder auf die Sauce zu sprechen kommt?  Und was passiert an dem Punkt, an dem die Follower denken „Jetzt lass uns  endlich mit dieser blöden Sauce in Ruhe!“ ?

Ich selbst habe vor einiger Zeit auf dem Harlekin.blog Beiträge über die in den Niederlanden beliebten Kroketten und  Bitterballen veröffentlicht. Wieviel Follower müsste ich haben, damit der marktführende niederländische Krokettenproduzent mir gratis Kroketten bis an mein Lebensende verspricht, wenn ich sein Produkt regelmässig lobend erwähne? Da haben wir beim Harlekin sicher noch Luft nach oben, denn bisher hat sich noch niemand bei mir gemeldet.

Und was würden Sie, liebe Leserinnen und Leser, davon halten, wenn ich dauernd wieder auf die Kroketten hinweisen würde? Irgendwann würden Sie doch sicher argwöhnen und ein gewisses Eigeninteresse vermuten?

Deshalb ein Aufruf an alle Salatsaucen-Hersteller: Falls mir jemand weiterhelfen kann und mir genau erklären kann, wie das mit dem Product Placement bei den Influencern funktioniert,  veröffentlichen wir das Interview auf dem Harlekin-Blog. Und wir probieren Ihre Sauce und schreiben ganz ehrlich, wie sie uns geschmeckt hat. – Echt jetzt!

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Autor: bbr

Hallo, ich bin Beate Brinkman, der bbr.harlekin. Ich bin Redakteurin und Autorin für den Harlekin.Blog e.V. und im “Hauptberuf” in einem international agierenden IT-Unternehmen als Support Coordinator tätig. Bisher habe ich in deutschen, niederländischen, amerikanischen und indischen Unternehmen gearbeitet und viele Erfahrungen mit multikultureller Zusammenarbeit machen dürfen. Seit vielen Jahren lebe ich als Deutsche in den Niederlanden und habe festgestellt, dass schon allein die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschen und Niederländern ganze Bücher füllen können. Aus beruflichen und privaten Gründen gilt dem multikulturellen (Miss-)Verständis mein besonderes Interesse. Ob es um Essen, Sprache, dienstliche Conference Calls oder die Gestaltung von Begräbnissen geht – wenn die Kulturen mehrer Länder aufeinander stoßen, wird es spannend. Und das führt zu manchmal unerfreulichen, oft sehr komischen, aber immer lehrreichen Situationen.

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