Machen viele Chief x Officer eine Organisation intelligenter?

Auf diese Frage stieß ich, als mir in den Medien auffiel, dass immer häufiger von mehr Chief Officers berichtet wurde als dem schon vertrauten CEO als Chief Executive Officer. An CFO und COO habe ich mich inzwischen auch gewöhnt. Doch mit Chief Knowledge Officer, Chief Learning Officer, Chief Digitalization Officer kommen mir doch so langsam Bedenken, wo eine solche Entwicklung hinführen könnte. Inzwischen spricht man schon von der C-Suite, wenn man die Geschäftsführungsebene meint. Noch vor nicht allzu langer Zeit überschwemmten Vice Presidents die Teppichetagen. Was wird folgen? In der Wikipedia (Stand 05.05.2020) sind gut 50 CxOs aufgeführt. Erstaunlicherweise kein Chief Project Officer. Warum eigentlich nicht? Ihn findet man zumindest auf den Webseiten der internationalen Projektmanagementorganisationen. Na ja….

So fragte ich mich: Was könnten denn die Treiber hinter dieser Tendenz sein? Klar, Globalisierung, Marktdynamik, Digitalisierung und alles andere, was die VUCA-Welt ausmacht, stellt gewaltige Anforderungen an die oberste Führung, ihre Unternehmen lebensfähig zu erhalten. Dafür muss man auch gesund sein. Da hilft doch Vitamin C. Hmm, sollte es da vielleicht eine Beziehung zum C-Level geben? Abgesehen von der Gesundheit scheint der C-Level nicht grundsätzlich mit der nötigen Expertise gekoppelt zu sein. Vielmehr kann man beobachten, dass es dort noch immer überwiegend um Machtspielchen und Kontrollstreben geht.

Da fragmentiert man Unternehmensführung in eine Reihe von Funktionsbereichen und schafft damit zusätzliche Interfaces, die mit erheblichen Kommunikationsaufwand behauptet und verteidigt werden müssen. Im Kern aber sollte es doch um das Unternehmen als Ganzes gehen, um grundsätzliche Entscheidungen über den Zweck des Unternehmens und um eine nachhaltige Entwicklungsfähigkeit. Gelingt so etwas überhaupt mit all den Alpha-Typen, die ihre Inselinteressen – wahrscheinlich durch Zielvereinbarungen noch untermauert – durchaus im positiven Sinne zur Geltung bringen wollen und müssen? Führen die Maßnahmen dieser CxOs nicht zu zusätzlichen Strukturen, die zusätzliche Komplexität schaffen? Und was kommt eigentlich von diesen verschiedenen CxOs auf den unteren Führungsebenen und bei den Mitarbeitenden an? Kann in deren Köpfen überhaupt ein widerspruchsfreies Bild davon entstehen, worin sie den Sinn ihrer Arbeit sehen sollen? Kein Wunder, dass jeder sechste Mitarbeiter innerlich gekündigt hat (Gallup 2019).

Wir reden ja seit Jahren und viel über “lernende Organisationen”. Aber was hier gelernt wurde und noch wird, scheint mir nicht die Intelligenz eines Unternehmens zu erhöhen. Hier mag ein Grund dafür liegen, dass Unternehmen sich mit Veränderungen so schwertun, ihre Reaktionsgeschwindigkeit nicht mit den Umweltveränderungen synchronisieren können oder gar in die Insolvenz driften.

Wer bis hierher meinen Gedanken gefolgt ist, wird wohl erwarten, dass ich meine Ideen zu einer effektiveren Unternehmensentwicklung anfüge. Völlig zu Recht und es liegt mir auch am Herzen. Ich möchte mich auf ein Prinzip beschränken: Ein enger C-Level-Kreis konzentriert sich auf die Bestimmung und Vermittlung von Sinn und Strategie. Damit sind Entscheidungsprämissen gesetzt, die Mitarbeitenden ermöglichen, eigenverantwortlich kompetente und zielführende Entscheidungen zu treffen aber auch ggf. aus Irrtümern zu lernen. So stelle ich mir eine intelligente Organisation vor.

Wenn man sich aber mit der C-Suite Logik mehr Erfolg erhofft, sollte man es mit einem Chief Mindset Officer versuchen.

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