Über verstörende kulinarische Erfahrungen von Niederländern in Deutschland

Die Fairness gebietet es, dass im zweiten Teil meiner Reihe über deutsch-niederländische Nahrungsunterschiede nun die Niederländer ihre Chance bekommen, sich über die deutsche Küche zu wundern. Nach meiner Erfahrung geschieht das meistens bei den regionalen Spezialitäten.
Als mein Mann das erste Mal Kartoffelklöße zu sehen bekam, stellte er die Frage, wieso Menschen etwas Perfektes und Wohlschmeckendes wie eine Kartoffel zunächst zu einer Art Flocken zerreiben, um anschließend wieder etwas daraus zu formen, das wie eine Kartoffel aussieht! Er fand das völlig ineffizient – und ich finde, er hat nicht ganz unrecht.
Mein Einwand, dass in Niederland die Kartoffeln doch auch – gemeinsam mit Gemüsen nach Wahl – zum beliebten „stampot“ verarbeitet werden, wurde mit dem Argument abgeschmettert, dass dies nur zur Vermengung von zwei (oder drei! oder vier!) Komponenten dient und kein zeitaufwendiges Geforme und Geknete mehr eingeplant werden müsse.
Auf die Spitze getrieben werden die regionalen Sitten aus niederländischer Sicht noch durch die schwäbische Flädle-Suppe. Hier stellt sich wiederum die Frage, warum man den schönen intakten Pfannkuchen nicht erstmal aufisst und sich anschließend der Suppe widmet, anstatt das gute Stück in kleine Schnipsel zu schneiden und diese der Suppe zuzufügen! Und – das möchte ich zur Ehrenrettung des Gatten nicht unerwähnt lassen – er ist nicht der einzige Niederländer, der diese Fragen stellt. Im Bekannten- und Kollegenkreis höre ich allerlei Bemerkungen, die die ansonsten sehr beliebte deutsche Küche unter Effizienzgesichtspunkten schlecht benoten.
Am brutalsten kommen die kulinarischen Unterschiede in unserem Haushalt an Ostern zum Tragen. Für mich ist Ostern traditionell Soleier-Zeit. Und das bedeutet nach westfälischer Tradition: Eier kochen, in Salzlake einlegen und Essig, Öl, Senf und Maggi (ja, Maggi!) bereitstellen. Eier quer halbieren, aus dem halben Ei das Eigelb rauspulen, etwas von allen vier Zutaten in die Kuhle füllen, Eigelb wieder rein und alles auf einmal in den Mund. Ich ärgere mich heute noch, dass ich damals kein Foto gemacht habe, um den angewidert-ungläubigen Gesichtsausdruck meines Mannes einzufangen, als er das erste Mal Zeuge dieses Schauspiels wurde.
Viele Niederländer sind beim Essen halt eher „no nonsense“ orientiert – das zeigt sich auch daran, wie üblicherweise ein Hering gegessen wird.

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