Grosse Geister unter sich

… und ein paar kleine sind auch mit dabei

Liebe Zuhörer, ich darf Sie begrüssen zu unserem Live-Feature hier bei Harlekin-Radio zum Thema «Verschwörungstheorien und Fake News». Natürlich haben wir wieder Gäste eingeladen, die ich Ihnen gleich vorstellen werde, aber bitte beteiligen Sie sich auch direkt. Unsere Leitungen sind bereits seit einer Stunde geschaltet und wir freuen uns auf Ihre Beiträge. Mein Name ist der Harlekin vom Zürichsee und heute darf ich als Gäste begrüssen: Mark Twain, Frank Zappa und Oscar Wilde.

In dieser Sendung diskutieren wir drei verschiedene Aspekte des Themenbereiches und beginnen wollen wir mit der Frage, warum immer mehr Menschen bereit sind, solchen Theorien Glauben zu schenken. Dazu möchte ich zunächst eine provokante These in den Raum stellen und unsere Gäste bitten, diese zu kommentieren. 

Einige Kommentatoren sehen die Misere in einer verfehlten Bildungspolitik und meinen, es fehle zweifach an Kompetenz. Erstens an der Kompetenz, Fake News und Verschwörungstheorien als solche identifizieren und zweitens an der Kompetenz, diesen Kompetenzmangel zu erkennen.

Herr Zappa, darf ich Sie vielleicht bitten, hierzu Stellung zu beziehen.

FZ: Nur weil jemand hört, was Du sagst, oder liest, was Du geschrieben hast, heisst das nicht, dass Du sie erreicht hast. Information ist nicht Wissen. Wissen ist nicht Weisheit. Weisheit ist nicht Wahrheit. Wahrheit ist nicht Schönheit. Schönheit ist nicht Liebe. Liebe ist nicht Musik. Musik ist das Beste.

HvZ: Verstehe. Wie sehen Sie das, Herr Twain?

MT: Das Recht auf Dummheit wird von der Verfassung geschützt. Es gehört zur Garantie der freien Persönlichkeitsentfaltung.

OW: Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.

FZ: Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass meine Vorstellung davon, was besser ist, wirklich besser wäre. Ich ärgere mich darüber, wenn andere versuchen, mir ihre Vorstellungen von Überlegenheit aufzuzwingen.

MT: Wir schätzen die Menschen, die frisch und offen ihre Meinung sagen – vorausgesetzt, sie meinen dasselbe wie wir.

HvZ: Wie ich gerade aus der Regie höre, haben wir bereits einige Meinungen von Zuhörern gesammelt, die ich jetzt gerne einspielen möchte.

Ja, guten Morgen. Mein Name ist Orson Welles und ich denke, dass viele Menschen gut genug erzogen sind, um nicht mit vollem Mund zu sprechen, aber sie haben keine Bedenken, es mit leerem Kopf zu tun.

Ich rufe aus Rom an und mein Name ist Gaius Julius Cäsar und ich bin der Meinung, dass die Menschen fest an das glauben, was sie wünschen. 

Guten Morgen. Ich bin der Meinung: Tritt eine Idee in einen hohlen Kopf, so füllt sie ihn völlig aus – weil keine andere da ist, die ihr den Rang streitig machen könnte. Und mein Name ist Charles-Louis de Montesquieu und ich rufe aus Paris an.

FZ: Es gibt keine Hölle. Es gibt nur Frankreich.

MT: Der Nachteil des Himmels besteht darin, dass man die gewohnte Gesellschaft vermissen wird.

HvZ: Lassen Sie mich noch weitere Hörermeinungen einspielen.

Ja ich fand, dass jetzt auch mal eine Frau zu Wort kommen muss und rufe daher aus Österreich an. Mein Name ist Marie von Ebner-Eschenbach und ich bin überzeugt davon, dass wer nichts weiss, alles glauben muss.  

OW: Es ist viel schlauer, Unsinn zu reden als dem zuzuhören.

Als Wissenschaftler und Autor ist es mir wichtig, auch den gesellschaftlichen Aspekt zu betrachten. Mein Name ist Isaac Asimov und ich meine, dass der traurigste Aspekt derzeit ist, dass die Wissenschaft schneller Wissen sammelt als die Gesellschaft Weisheit.

Eine zynische, käufliche, demagogische Presse wird mit der Zeit ein Volk erzeugen, das genauso niederträchtig ist wie sie selbst.      Das ist meine Meinung. Mein Name ist Joseph Pulitzer und ich rufe aus New York an.

FZ: Leute, die nicht schreiben können, machen Interviews mit Leuten, die nicht denken können, und fabrizieren daraus Artikel für Leute, die nicht lesen können.  

Grüezi. Ich rufe aus der Schweiz an. Mein Name ist Carl Gustav Jung und ich möchte einige meiner Vorredner unterstützen, denn: Denken ist schwer, darum urteilen die meisten.

Guten Tag. ich möchte meinem Landsmann von vorhin widersprechen. Dem Mann aus Rom. Wo Informationen fehlen, wachsen die Gerüchte. Das ist meine Meinung. Alberto Moravia, ebenfalls aus Rom.

Ich rufe aus New York an und werde gleich zu Bett gehen. ich heisse Thomas Alva Edison und als Unternehmer und Erfinder habe ich die Erfahrung gemacht, dass es keinen Ausweg gibt, den ein Mensch nicht beschreitet, um die tatsächliche Arbeit des Denkens zu vermeiden.

Guten Morgen. Mein Name ist Douglas Adams und ich rufe aus London an. Ich möchte gerne etwas zu dem Erfinder gerade sagen. Der Hauptunterschied zwischen etwas, was möglicherweise kaputtgehen könnte und etwas, was unmöglich kaputtgehen kann, besteht darin, dass sich bei allem, was unmöglich kaputtgehen kann, falls es doch kaputtgeht, normalerweise herausstellt, dass es unmöglich zerlegt oder repariert werden kann. Und ich möchte noch allgemein als Erklärung hinzufügen, dass es eine Theorie gibt, die besagt, wenn jemals irgendwer genau herausfindet, wozu das Universum da ist und warum es da ist, dann verschwindet es auf der Stelle und wird durch noch etwas Bizarreres und Unbegreiflicheres ersetzt. – Es gibt eine andere Theorie, nach der das schon passiert ist.  

HvZ: Ganz herzlichen Dank an unsere Zuhörer. Erlauben Sie mir, aufgrund der begrenzten Sendezeit, kurz die Meinungen zusammenzufassen. Unsere Hörer sehen die Hauptgründe bei den einzelnen Individuen, aber auch die Rolle von Gesellschaft, Wissenschaft und die Bildungspolitik werden hinterfragt.

Lassen Sie uns nun im zweiten Teil unserer Sendung auf die Frage fokussieren, welche Lösungsansätze für die angesprochene Problematik in Frage kommen. Herr Twain, was sehen Sie für Möglichkeiten?

MT: Alles, was man im Leben braucht, sind Ignoranz und Selbstvertrauen.

OW: Immer, wenn man mir zustimmt, habe ich das Gefühl, dass ich mich irren muss.

FZ: Niemand sieht mit braunem Lippenstift gut aus.

HvZ: Aha. Lassen wir doch noch ergänzend ein paar Hörer zu Wort kommen.

Ja, hallo. Hier ist die Marie nochmal. Ich hatte vorhin schon einmal angerufen und möchte auch bei dieser Frage die weibliche Sicht der Dinge stärker zum Tragen bringen. Und daher rufe ich aus: Wisset, die euch Hass predigen, erlösen euch nicht.

Hier ist der Alex Solschenizyn aus Russland und ich denke die Lösung ist immer einfach, man muss sie nur finden.

Churchill mein Name. Ich rufe aus Grossbritannien an. Stört meine Zigarre? Haha. Nur ein Scherz. Mein Motto lautet: Besser einander beschimpfen, als sich zu beschiessen.

Männer dürfen alles essen, aber nicht alles wissen. Damit kommt man gar nicht erst in die Bredouille. Gertraud Geist mein Name.

FZ: Ohne Abweichung von der Norm ist Fortschritt nicht möglich.

Hallo, mein Name ist Simpson. Homer Simpson. Ich möchte gerne dem netten Herrn Alex aus Russland grüssen mit der Devise: Auf den Alkohol – die Ursache und die Lösung aller Probleme!

Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin und niemand ginge, um zu sehen, wohin man käme, wenn man ginge. Hier ist der Kurt Marti aus Bern.

Guten Tag. Mein Name ist Wladimir Iljitsch Lenin und ich rufe aus Moskau an und möchte folgenden Rat geben: Ist nicht sofort ersichtlich, welche politischen oder sozialen Gruppen, Kräfte oder Grössen bestimmte Vorschläge, Maßnahmen usw. vertreten, sollte man stets die Frage stellen: Wem nützt es?

OW: Die Revolution ist die erfolgreiche Anstrengung, eine schlechte Regierung loszuwerden und eine schlechtere zu errichten.

Isch möschte gerne Schtellung beschiehen zu der Auschkunft von Herrn Schimpschon. Martin mein Name. Dean Martin. Man ischt nicht betrungen, scholange man noch am Boden liegen kann, ohne schich feschthalten zu müschen.

Alter gibt Erfahrung. Ovid mein Name; aus Rom.

Hier Joan Collins aus Denver. Meinen beiden Vorrednern möchte ich folgendes mit auf den Weg geben: Alter ist irrelevant, es sei denn, du bist eine Flasche Wein.

Leider kommt Griechenland immer zu kurz. Daher möchte ich unseren Standpunkt noch verdeutlichen: Der Gebildete treibt die Genauigkeit nicht weiter, als es der Natur der Sache entspricht. Dies ist meine Meinung und mein Name ist Aristoteles.

Ich möchte dem Griechen ohne Nachnamen gerne die Sicht des Empires näherbringen: Der Idealismus wächst mit der Entfernung vom Problem. Diese Message wurde überbracht von John Galsworthy.

OW: Meine Nachricht an den Engländer lautet: Es ist so leicht, andere, und so schwierig, sich selbst zu belehren.

HvZ: Vielen Dank, liebe Gäste und Zuhörer für diesen wertvollen Beiträge. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit lassen Sie mich nun zum letzten Teil unserer heutigen Sendung überleiten, wo wir uns mit Frage beschäftigen wollen, was konkret nun getan werden sollte. Darf ich Sie, Herrn Twain, bitten zu beginnen?

MT: Die deutsche Sprache sollte sanft und ehrfurchtsvoll zu den toten Sprachen abgelegt werden, denn nur die Toten haben genügend Zeit, um sie zu lernen.

HvZ: Und wie sehen sie das, Herr Zappa?

FZ: No way to delay. That trouble comin’ every day.

HvZ: Herr Zappa befürwortet also eine schnelle Lösung? Welche Vorschläge haben unsere Zuhörer?

Mein Name is Lodda Maddäus und wir dürfen jetzt nur nicht den Sand in den Kopf stecken.

Ich möchte den Lothar unterstützen. Mein Name ist Berti Vogts. Ich rufe aus Kaarst an und ich bin überzeugt, dass der Tabellenerste jederzeit den Spitzenreiter schlagen kann.

Als Pariser bin ich für das Beibehalten des Handkusses. Irgendwo muss man ja schließlich anfangen. Sacha Guitry mein Name.

Hallo. Mein Name ist Gertrud Höhler. Als Frau und Unternehmerin muss ich den Kommentar dieses chauvinistischen französischen Herrn auf das Schärfste zurückweisen und entgegne dem mit einem: Lieber siebenmal mit Schneewittchen, als einmal mit den Zwergen.

Als Frau mit südamerikanischen Wurzeln muss ich darauf bestehen, die Rolle der freien Presse in den Mittelpunkt zu stellen: Dumm wird man nicht, dumm bleibt man. Ihre Esther Vilar.

Meiner Vorrednerin kann ich nur zustimmen. Was nicht in die Masse dringt, ist unwirksam. Mein Name ist Karl Jaspers und ich rufe zum ersten Mal in Ihrer Sendung an.

Ja und guten Tag auch den vielen Zuhörern aus Rom. Mein Name ist Marcus Tullius Cicero. Aus Erfahrung weiss ich, dass keine Festung so stark ist, dass Geld sie nicht einnehmen kann.

Auch die Literatur hat eine Rolle zu spielen. Mein Name ist Karl Kraus und ich rufe aus Wien an. Gerade aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts haben wir gelernt, dass das Geheimnis des Agitators ist, sich so dumm zu machen, wie seine Zuhörer sind, damit sie glauben, sie seien so gescheit wie er.

Da kann ich dem österreichischen Herrn von gerade eben nicht folgen. Ich rufe aus Frankreich an und mein Name ist Marcel Marceau. Es gibt kulturübergreifende Kommunikation jenseits der Sprache. Die Sprache ist natürlich im ersten Moment immer ein Hindernis für die Verständigung.

Johann Wolfgang mein Name. Ich rufe aus Weimar an und bin für konsequentes Handeln. Drum: Was keiner wagt, das sollt Ihr wagen. Was keiner sagt, das sagt heraus. Was keiner denkt, das wagt zu denken. Was keiner anfängt, das führt aus.

HvZ: Mit dem Blick auf die Uhr müssen wir langsam zum Schluss kommen. Die Kollegen aus der Nachrichtenredaktion kommen gleich zu Wort. Daher vielleicht noch ein Anrufer, mit der Bitte sich kurz zu halten und anschliessend noch ein kurzes Schlusswort unserer Studiogäste. So unser letzter Anrufer.

Heine mein Name aus Düsseldorf. Meiner Meinung nach sind die Deutschen ein gemeingefährliches Volk: Sie ziehen unerwartet ein Gedicht aus der Tasche und beginnen ein Gespräch über Philosophie.

HvZ: Vielen Dank für Ihren Beitrag, Herr Heine. Herr Twain, Ihr Schlusswort bitte.

MT: Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht.

HvZ: Herr Zappa und dann noch Herr Wilde, bitte.

FZ: A mind is like a parachute. It doesn’t work, if it is not open.

OW: Nur Persönlichkeiten bewegen die Welt, niemals Prinzipien.

HvZ: Ich möchte den Studiengästen danken für Ihr Kommen und die Bereitschaft, mit unseren Zuhörern zu diskutieren. Dank auch unseren Zuhörern für ihre Meinungen und ihre Beteiligung, auch wenn natürlich nicht alle Anrufer zu uns ins Studio durchgestellt werden konnten. Zeit für die Nachrichten und bis zum nächsten Mal.

Bildquellen

Autor: rge

Hallo, ich bin Rüdiger Geist, der rge.harlekin vom Zürichsee. Als Politikwissenschaftler verlor ich sehr schnell den Glauben an Rationalität und den homo oeconomicus. Also suchte ich mir was Handfesteres und Logischeres: die Informatik. Feste Regeln, unmittelbares Feedback vom Compiler und nicht viel mit Menschen zu tun haben. Ihr erahnt es schon, es kam ganz anders. Schnell wurde ich zum Projektleiter ernannt, hörte sich auch toll an, wusste aber nicht so genau was das eigentlich ist. So nach etwa drei Jahrzehnten im Umfeld von Projekten meine ich nun zu wissen worum es da geht und so trage ich nun meine Erkenntnisse seit 2005 mittels eigenem Unternehmen in die Welt hinaus, ja sogar in die EU. Es gibt so viele schöne Zitate, die die unterschiedlichsten Facetten des Projektmanagements beschreiben und ich nutze sie gerne. Aber das beste stammt natürlich von mir selbst: Der Zweck des Projektmanagement ist «no surprises».

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