
Gemäss eines Statusberichtsberichts zum Thema Drogen 2021 (nationaler REITOX-Knotenpunkt an die EMCDDA) haben im Jahr 2018 8.3% der 12-64 Jährigen innerhalb der vorangegangenen 12 Monate Drogen konsumiert (insbesondere Cannabis), darunter mehr Männer als Frauen. Dabei liegt insbesondere Bayern deutlich über dem Durchschnitt, besonders auffällig bei den 14-17 Jährigen.
Das ist insofern erstaunlich, als dass die selbige Landesregierung für sich in Anspruch nimmt, in Sachen Droge erfolgreiche Politik zu machen. Die SZ schreibt über «Kriminalisierung auf allen Ebenen» und der Faktenfuchs zeigt auf, dass es in Bayern mehr Drogentote als in den Niederlanden gibt. Mit durchdachten Slogans wie «Ist Crystal ein guter Freund?» klärt das Bayrische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege über Drogenkonsum auf. Dazu ein Foto mit einem Herrn der schlafend, verzweifelt oder desillusioniert ist. Man weiss es nicht. Aber er sitzt an einem Schreibtisch in einem Bürogebäude im mindestens 30. Stockwerk. Die entsprechende Aufklärungskampagne wendet sich insbesondere an Schüler und Auszubildende, so dass der Schluss naheliegt, dass es sich bei dem Herrn wohl um einen Vater eines der Angesprochenen handeln muss, zumal darauf hingewiesen wird, dass «Beziehungen zu Freunden und Eltern» zerstört würden.

Was aber noch viel bemerkenswerter ist, dass just in diesem Bundesland aber auch die grösste Drogenparty der Welt gefeiert wird und dazu auch jede Menge Konsumenten aus dem Ausland anreisen, obwohl die entsprechenden Drogen an anderen Orten in Bayern günstiger zu erwerben wären und die Verfügbarkeit in den Heimatländern, von Ausnahmen abgesehen, in keiner Weise eingeschränkt ist. Drogen als Geschäft mit Milliardenumsätzen. Sie, liebe Leser, haben natürlich schon längst erkannt worum es geht: Das Oktoberfest in München.
Zur Ehrenrettung des Landesamtes sei gesagt, dass natürlich auch Alkohol auf deren Informationsseiten genannt wird. Ziemlich weit unten und gleich neben Spielsucht und Tabak. Und es wird darauf verwiesen, dass Alkohol natürlich «kein gewöhnliches Konsumgut» sei und erfreulicherweise der Konsum unter Jugendlichen abgenommen hätte, denn die kiffen ja jetzt stattdessen. Ok. Der letzte Teil des Satzes kommt von mir.

Aber ist es nicht bemerkenswert, dass eine Droge, die einfach zu beschaffen ist und von der allein auf dem besagten Fest 5.7 Mio Menschen 5.6 Mio Liter getrunken haben, als Erfolg gefeiert und wirtschaftlich als relevant eingestuft wird? Wenn das mit Bier funktioniert, dessen Qualität ständig überprüft wird («Reinheitsgebot» usw.), warum sollte das nicht auch mit Cannabis funktionieren?
Der Canstatter Wasen auf Basis von Cannabis aus kontrolliertem Fair-Trade-Anbau. Das wär mal was.
Bildquellen
- seedling-gbcddd5ed2_1920: 7raysmarketing / Pixabay
- MeinfalscherFreund: mein-falscher-freund.de / schönereWelt! / Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege
- lion-g61766706b_1920: Ralph / Pixabay
Ein Thema voller Widersprüche und noch viel enger mit der Entwicklung von Volksfesten und internationalem „Tourismus“ verknüft, als unser schweizer Freund hier darstellen kann. Wen es interessiert sollte sich etwas Zeit nehmen und die beiden Sendungen von TerraX über „Drogen – eine Weltgeschichte“ in der ZDF Nediathek anschauen. Lohnt sich …
https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/drogen-eine-weltgeschichte-mit-harald-lesch-teil-eins-100.html