Das gab mir zu denken…

Vor ein paar Tagen spazierte ich mit unserem Hund an einer Baustelle vorbei, die durch eine Reihe von Zaunelementen gesichert war. Auf einem dieser Elemente hatte ein beteiligtes Bauunternehmen mit einem Plakat auf sich aufmerksam gemacht, was ihm in meinem Fall auch wirklich gelungen ist.

„Lösungen + Ideen“. Was da in großen Lettern zu lesen war, setzte bei mir ein paar Gedanken in Gang. Es lag wohl auch an dem Hundespaziergang, der mich nicht gerade intellektuell beanspruchte. So kam ich ins Grübeln… und hatte Spaß dabei.

Worauf sollte ich hier hingewiesen werden? Sicherlich auf etwas, was dem Unternehmen besonders wichtig ist. Ein Claim, ein Alleinstellungsmerkmal. Hmm, …. Ich stolperte über die Reihenfolge der Begriffe. Erst Lösungen, dann Ideen. Komisch, eigentlich braucht man doch Ideen für Lösungen, dachte ich. Umgedreht wären die Begriffe bei mir gar nicht auf der Bewusstseinsebene gelandet. Was könnte der Sinn sein, wenn ich die Reihenfolge als eine bewusst gewählte annehme? Wir haben Lösungen und wir haben Ideen. Nicht unbedingt beides gleichzeitig und miteinander gekoppelt. Vielleicht sind es auch Ideen, die man braucht, nachdem man eine Lösung gebaut hat? So zur Korrektur, zum Rückbau bei Beanstandungen oder so. Das könnte im Baugewerbe ja durchaus sinnvoll sein. Da kenne ich mich nicht aus. Aber können Ideen nicht auch ein „added value“ zu den Lösungen sein? Lösungen, die über ihren Nutzen hinaus noch vielleicht etwas Ästhetisches bieten? Warum auch nicht mal unter der Erde? Aber dann hätte es doch „Lösungen mit Ideen“ heißen müssen.

Interessant, dass zwischen den beiden Begriffen ein Pluszeichen steht und nicht „und“. Damit wurde mein Grübeln auf eine mathematische Fährte gelockt. So fragte ich mich nun: Was ist die Summe aus „Lösungen + Ideen“? Was könnte hinter einem Gleichheitszeichen stehen? Hat man es weggelassen, weil man es selbst (noch) nicht wusste? Sollte das Produktportfolio gemeint sein? Aber das wäre zu unspezifisch. Das wäre ja gar keine Unterscheidung zu den Wettbewerbern. Vielleicht gibt es ja auch keine – mit so einem Claim.

Systemisch gedacht könnte es sich bei dieser Formulierung auch um eine beabsichtigte Paradoxie handeln. Aber „Lösungen“ und „Ideen“ in einem paradoxen Verhältnis? In diesem Fall transportieren beide Begriffe schon etwas Gegensätzliches: Materielles und Geistiges. Doch beides findet sich schließlich in „Lösungen“. Vielleicht war dem Bauunternehmer „Lösungen“ einfach das Wichtigste, aber zu wenig. Und so kam es dann zu „+ Ideen“. Das durfte vielleicht nicht fehlen, weil wir ja in einer Wissensgesellschaft leben.

Vielleicht kommen Ihnen beim Lesen noch andere Assoziationen in den Sinn. Schreiben Sie sie unten in den Kommentarbereich. Ich würde mich freuen, sie kennenzulernen.

Wer weiß, welchen Aufwand es erfordert hat, bis der Bauunternehmer mit seiner Werbeagentur zu dieser Verdichtung seiner Unternehmensphilosophie gekommen ist. Für das Honorar hätte ich bestimmt einen längeren Urlaub im Südpazifik machen können. Aber haben die beiden am Ende nicht erreicht, was sie beabsichtigten?

Bildquellen

  • Lösungen: PUE

Ein Gedanke zu „Das gab mir zu denken…“

  1. Wow, beim Hundespaziergang und für einen Bauunternehmer – der sich mit Aussteifungen und Spundwänden beschäftigt – eine ziemlich liquide „Bildbetrachtung“. Im Baugewerbe sind Denksportaufgaben ja sonst eher selten. Es sei denn, Man steht vor der typischen Frage + Herausforderung : Was hat die vorliegende Rechnung noch mit dem Kostenvoranschlag zu tun?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert