Chat GPT

Effizientes Hilfsmittel oder das Ende des selbstständigen Denkens?

Sie müssen offline und wahrscheinlich im tiefsten Weltall gewesen sein, um den ganzen Wirbel um Chat GPT in letzter Zeit nicht mitbekommen zu haben. Die Möglichkeiten, Grenzen, Risiken und Nebenwirkungen des Chatbots werden zur Zeit in allen Medien behandelt. Das Interesse an der Website ist inzwischen so groß, dass der Zugang stundenlang nicht möglich ist. Obwohl wir von Harlekin.blog uns nicht als Trendfolger sehen, hielten wir es für an der Zeit, auf den ganzen Hype um KI zu reagieren und den Chatbot einmal selbst auszuprobieren.

Nachdem wir herausgefunden hatten, dass er mit Anweisungen zu Stichwörtern, Erzählstil und Form in der Lage ist, Rezepte und Ratschläge zum Teilen einer Mahlzeit zu geben, fließend in mehreren Sprachen zu kommunizieren, schlechte Limericks sowie einen Kurzartikel über Projektmanagement  zu schreiben und den internen Zinsfuß (IRR) zu definieren, war unser nächster Impuls, einen unserer bestehenden Artikel zu nehmen und Schlüsselwörter zu extrahieren, an denen Chat GPT arbeiten sollte, damit wir vergleichen können.

1. Versuch

Dies war das erste Ergebnis unter Verwendung des Textes von Harlekin BBR: „Lass Deine Stirn ganz weich werden”(Lass deine Stirn ganz weich werden… – harlekins spirit) Anweisung: Schreib einen lustigen Bericht, maximal 450 Wörter, mit den Stichwörtern: Harlekin Beate, Yoga, Tablet, Blockaden, Hühneraugen, Katzenbuckel, “das Brustbein will zum Kinn”, “In das rechte Knie atmen”, “Lass Dein Stirn ganz weich werden.” Birne, Hundebuckel, Luft, Trick.

Es war ein sonniger Tag und Harlekin Beate beschloss, eine Yoga-Stunde im Park zu besuchen. Sie packte ihr Tablet ein, um sich die Anleitungen anzusehen und legte sich auf ihre Matte. Doch als sie die erste Position einnehmen wollte, merkte sie, dass sie Blockaden hatte. Sie stöhnte und beschloss, diese erst einmal zu lösen, bevor sie mit den eigentlichen Übungen begann.

Nach einigen Minuten fühlte sie sich bereit und begann mit der ersten Position. Doch plötzlich spürte sie ein stechendes Gefühl unter ihrem Fuß. Sie sah nach unten und entdeckte ein Hühnerauge. Sie fluchte und beschloss, es später zu behandeln.

Die nächste Position war der Katzenbuckel. Beate versuchte, ihren Rücken zu krümmen, aber es fühlte sich an, als ob „das Brustbein zum Kinn“ wollte. Sie lachte und beschloss, es einfach zu genießen.

Die nächste Anweisung war „In das rechte Knie atmen“. Beate tat es und plötzlich entspannte sich ihr rechtes Bein. Sie fühlte sich wie neu geboren.

Die letzte Anweisung war „Lass Dein Stirn ganz weich werden.“ Beate tat es und plötzlich fühlte sie sich total entspannt. Sie hatte vergessen, wie gut Yoga für die Seele war.

Nach der Yoga-Stunde beschloss Beate, sich eine Birne zu gönnen. Sie biss hinein und genoss den süßen Geschmack. Sie fühlte sich wie ein Hund mit einem Buckel, voller Energie und guter Laune.

Sie atmete tief ein und aus und genoss die frische Luft. Sie dachte an den Trick, den sie gelernt hatte, und beschloss, ihn in Zukunft öfter anzuwenden. Es war ein wunderbarer Tag gewesen und sie freute sich schon auf die nächste Yoga-Stunde.

OK, nicht gerade ein Kandidat für den Booker Prize, aber ich fand es erstaunlich, dass die Sätze grammatikalisch korrekt waren UND der Text logisch zusammengesetzt war. Es ist klug, Fallstricke wie die seltsame Äußerung im Original „lass deine Stirn ganz weich werden“ zu umgehen, indem man tut, als ob man sie für bare Münze nimmt! Der Humor ging verloren, und der Tonfall klingt eher wie eine Gute-Nacht-Geschichte für 5-Jährige.

2. Versuch

Harlekin Beate war neugierig auf die literarischen Stärken des Chatbots und stellte ihm folgende Aufgabe:

Schreib einen Aufsatz, 450 Wörter, über den Roman „Hans und Heinz Kirch“ mit den Stichwörtern: Wieb, Schiff, Ring und Sohn-Vaterkonflikt (Beate hat vor langer langer Zeit eine Examensarbeit zum Thema “Der Vater-Sohn-Konflikt in der Novellistik Theodor Storms” geschrieben und war darum entsprechend inspiriert.).

„Hans und Heinz Kirch“ ist ein Roman, der sich mit dem Sohn-Vaterkonflikt in einer Familie beschäftigt, die in der Schifffahrts- und Medienbranche tätig ist. Der Roman erzählt die Geschichte von Hans Kirch, dem Sohn des erfolgreichen Unternehmers Heinz Wieb Kirch, der das Familienunternehmen leitet und sich in der Schifffahrtsbranche einen Namen gemacht hat.

Hans, der Sohn von Heinz, hat jedoch andere Pläne und Träume, er möchte sich nicht in die Fußstapfen seines Vaters begeben und die Wieb-Werft übernehmen. Stattdessen möchte er in die Medienbranche einsteigen und seine eigenen Projekte verfolgen. Dies führt zu einem Konflikt zwischen dem Vater und dem Sohn, da Heinz seinen Sohn dazu drängt, die Familientradition fortzusetzen und die Werft zu übernehmen.

In dem Roman wird auch das Thema Schiff thematisiert, denn die Wieb-Werft ist ein Familienunternehmen, das sich auf den Bau von Fährschiffen spezialisiert hat. Der Roman zeigt, wie wichtig die Schifffahrtsbranche für die Familie Kirch ist und wie sehr sie sich mit diesem Thema identifizieren.

Ein weiteres wichtiges Thema im Roman ist der Ring. Der Ring symbolisiert hierbei die Verbindung zwischen Vater und Sohn und die Tradition, die von Generation zu Generation weitergegeben wird. Der Ring steht auch für die Erwartungen und Erwartungen, die der Vater an seinen Sohn hat und die letztendlich zum Konflikt beitragen.

In dem Roman geht es auch um den Sohn-Vaterkonflikt, der durch die unterschiedlichen Ziele und Träume der beiden Protagonisten entsteht. Der Vater möchte, dass der Sohn die Familientradition fortführt und die Werft übernimmt, während der Sohn seine eigenen Pläne verfolgen möchte und in die Medienbranche einsteigen will. Dies führt zu zahlreichen Auseinandersetzungen und Spannungen zwischen den beiden.

Insgesamt ist „Hans und Heinz Kirch“ ein Roman, der sich mit einigen sehr relevanten Themen beschäftigt. Es geht um die Beziehung zwischen Vater und Sohn, die Bedeutung von Tradition und die Entscheidungen, die wir im Leben treffen müssen. Der Roman zeigt a

Die Grenze wurde bei 310 Wörtern erreicht. Vielleicht war ein Zensor am Werk! Es ist ist es Chat GPT zwar gelungen, die richtige Geschichte zu erkennen und darin behandelte Themen zu identifizieren. Aber als Schummelhilfe bei den Hausaufgaben scheint das Tool nicht wirklich geeignet zu sein. Dass es bei einer Novelle aus dem 19. Jahrhundert die “Medienbranche” ins Spiel bringt, ist amüsant, aber auch entlarvend. Und die Romanze zwischen Heinz und dem Nachbarsmädchen Wieb kennt es auch nicht. Für Chat GPT ist die Liebe vielleicht ein zu schwammiges Themenfeld? Um solche Fehler zu erkennen, müssen Schülerinnen und Schüler auch die Novelle, um die es geht, kennen – oder wenigstens die Zusammenfassung auf Wikipedia, die übrigens ausführlichere und tiefgründigere Informationen dazu liefert.

Während das Programm ELIZA so geschrieben wurde, dass es den Leuten vorgaukelt, es sei ein echter Therapeut, indem es „therapeutisch“ nach Details fragt, ohne eine eigene Meinung von sich zu geben, wurde Chat GPT bis 2019 mit dem Internet gefüttert und ist in der Lage, das, was es konsumiert hat, zu einem plausiblen Text zu KOMBINIEREN (ohne Garantie für den Wahrheitsgehalt). Sein Humor ist mittelmäßig und harmlos, sein Gespür für Ironie und Zweideutigkeit minimal. Dennoch war ich fasziniert, als ich hörte, dass ein Rabbiner eine Predigt gehalten hatte, die von Chat GPT erstellt worden war, und die Gemeinde fragte, wer sie wohl geschrieben habe. Niemandem fiel auf, dass sie „künstlich“ war. Berichten zufolge gerieten Lehrer und Akademiker in Panik, weil sie nicht mehr in der Lage waren zu erkennen, ob ein Schüler einen Aufsatz selbst geschrieben hatte. Vor Chatbots war es relativ einfach, unkritisch zitierte Quellen aus dem Internet zu erkennen. Neulich verboten mehrere US Staaten die Anwendung von Chat GPT in Schulen und Universitäten. Vielleicht müssen wir noch dringender die Art und Weise, wie im 21. Jahrhundert gelernt und geprüft wird und wie wir mit Medien umgehen, neu überdenken.

Bildquellen

Autor: bco

Hallo, ich bin Bernie Cornwell, der bco.harlekin. Wie schon meine Signatur-Kappe unten suggeriert, bin ich Wirtschaftsflüchtling aus England und seit der Brexitabstimmung Wahlexilant. Über Umwege via Sprachunterricht und Sozialarbeit bin ich bei der IT gelandet. Ich war in die Technik total verknallt und nach meinem ersten Realisierungsprojekt bei einer Berufsgenossenschaft habe ich mich als Business Analyst und Projektleiter sukzessiv immer weiter von der Technik entfernt… Inzwischen verdiene ich mein Brot als Berater, Trainer und Coach im Projektgeschäft in jeder beliebigen Branche. Mein Hintergrund und meine Reiselust führen mich überwiegend zu Einsätzen in der ganzen Welt oder/auch bei multikulturellen Unternehmen im deutschen Sprachraum. Mit den Jahren hat sich meine berufliche Einstellung wesentlich geändert. Früher Missionar in der Sache des methodischen Vorgehens, sehe ich mich nun eher als Lebenshelfer im Projektumfeld. Das Arbeiten in einem Projektteam kann lehrreich, stimulierend und begeisternd sein; es soll weder Mission Impossible noch Himmelskommando sein. Projekte können der beste Ansatz sein, Innovation, Wirtschaftlichkeit und reizvolles Arbeiten zu fördern. Warum lieben Projektleiter den „surrealistischen“ Dilbert? Weil er tägliche Projektsituationen darstellt, die wir wiedererkennen. Und weil sie leider recht realistisch sind.

5 Gedanken zu „Chat GPT“

  1. „Sie fühlte sich wie ein Hund mit einem Buckel…“ Jeden anderen, der das über mich schreiben würde, würde ich wegen Beleidigung verklagen. 🙂 Aber bei Chat GPT lass ich es lieber. Wer weiss, wohin das führt, wenn ich mich mit dem Chatbot anlege?

    1. Ich vermute eher, dass ChatGPT & co eher wie ein Psychotherapeut reagieren à la ELIZA. Bei einer Diskussion läge ein Chatbot mit Zugang zum gesamten Internet theoretisch im Vorteil. Hauptsache er kann zwischen wahr und unwahr unterscheiden. Im Moment ist das nicht der Fall – siehe oben! Und dann wie soll künstliche Intelligenz das schaffen, wenn Menschen es anscheinend auch nicht können?

    1. Lieber Harlekin PUE, wenn man Navis anschaut, dürfte das gar kein Problem sein. Ich warte noch darauf, dass man die Stimmungslage von gereizt-geduldig bis hin beleidigend genervt einstellen kann.

  2. In der niederländischen Tageszeitung TROUW las ich heute ein Kolumne von Babah Tarawally. Er schrieb zum Thema KI: „In der Zukunft geht es nicht mehr um das Finden von Antworten, sondern um das Stellen der richtigen Fragen.“ Meiner Meinung nach trifft er damit den Kern der Sache.

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